1. Mai 2018

Die 100 Prozent

Level-5 Trust oder nordkoreanische Verhältnisse, nennen es die Medien, wenn an der Generalversammlung von swissICT nicht gestritten, sondern die Arbeit von Geschäftsstelle und Vorstand mit grosser (das heisst 100 Prozent) Zustimmung honoriert wird.

In neuem Format, mit einem Vorevent einiger Fachgruppen, durften wir den administrativen Teil der GV einmal mehr in Rekordtempo durchziehen, damit mehr Raum für Spannenderes blieb. Und spannender wurde es auch – und ausgelassener, bei Apéro riche und Plaudereien, Fachsimpeleien und dialektischen Kämpfen zu Themen, die längst nicht alle in der Informatik oder der digitalen Wirtschaft zu Hause sind. Spannend wurde es vor allen Dingen als Naemi Benz die Bühne betrat, um in ihrer Keynote ein vermeintliches Frauenthema einer männerdominierten Gesellschaft nahe zu bringen.

Interessiert die vorwiegend männlichen Gäste dieser Informatikveranstaltung eine Firma, die ein Sensorarmband herstellt, das Frauen nachts am Arm tragen, um Einblicke in ihren Menstruationszyklus zu erhalten? Werden wir hier nicht mit einem esoterisch angehauchten Voodoo Thema unterhalten? Es war durchaus kontrovers, als im Vorfeld über die Wahl unserer Gastrednerin diskutiert wurde.

Die Kritiker verstummten aber schnell und es wurde klar, dass die Diskussion überflüssig war. Eine selbstbewusste Managerin fesselte das Publikum mit einer Geschichte, die beeindruckt. Denn Ava gehört ganz einfach auf die Agenda. Ava wurde vergangenes Jahr zum Schweizer Start-up des Jahres 2017 gewählt. Zuletzt sammelte es 30 Millionen Dollar an Wagniskapital ein, ein für die Schweizer IT-Branche beachtliches Sümmchen. Aber vermutlich war hier auch MedTec und BioTec die Referenz, wo Investoren an langfristige Zyklen und grosse Zahlen gewohnt sind. Und bereits heute ist das Produkt von Ava nicht nur in der Schweiz, sondern in der EU und den USA zugelassen und wird erfolgreich verkauft.

Anders als bei vielen digitalen Innovationen ist das Ergebnis dieser Innovation ein sehr reales und ausgesprochen sympathisches. Über 10‘000 Babys seien schon dank dem Einsatz von Ava entstanden –  oder zumindest hat Ava einen Teil dazu beigetragen.

Das Erfolgsmodell von Ava ist aber nicht das Sensorarmaband an sich, sondern der Algorithmus und der Datenpool, also digitale Instrumente, die in der Kombination mit dem Armband das Produkt erst ausmachen. Ich drücke Ava die Daumen, dass die Investitionen zum Erfolg führen und die Schweiz bald ein international erfolgreiches Tech-Produkt feiern kann. Das wäre mal ein schöner Kontrastpunkt zum ewigen Gejammer, dass die Schweiz keine global erfolgreichen, digitalen Produkte vermarkten könne.

Und damit spanne ich den Bogen zu unserem nächsten grossen Highlight des Jahres, dem Digital Economy Award, den wir im Joint Venture mit simsa und den Netzmedien zu einer Plattform und Leistungsschau der Digitalen Schweiz entwickeln wollen. Dort sollen Start-ups wie Ava, aber auch Ideen aus Grosskonzernen die Bühne bekommen, die sie verdienen.

Heute noch als Joint-Venture zwischen einigen wenigen Akteuren aufgesetzt, sind wir offen für weitere Partnerschaften. Unternehmen, Medienschaffende, Startup-Förderer und Bildungsinstitutionen sind eingeladen, sich bei uns zu melden.

In diesem Sinne freue ich mich auf den 21. November und erinnere an das Motto des Awards: Be there, to be in IT. Und dass Kooperation mehr Innovation schaffen kann als Alleingänge, darin sind sich, zumindest beim swissICT, 100 Prozent unserer Mitglieder einig

Thomas Flatt ist Präsident swissICT, Unternehmer, Berater und Verwaltungsrat

(Diese Kolumne «Seitenblick» erschien erstmals im Swiss IT Magazine vom 9. Juli 2018 und muss nicht die Meinung von swissICT wiedergeben.)

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